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  • AutorenbildBonusmutter Jule

Über die Macht der Ex

Aktualisiert: 18. März 2022



Diese Woche war es mal wieder soweit… Frei nach dem Motto „alle Jahre wieder“ gehen wir erneut in die lustige Komödie (inzwischen ist es eigentlich eher eine Tragödie)

„Zieht doch zu Papa – Teil III“.

In den Hauptrollen: Uschi, die Ex und Kindsmutter und Annika, ihre Tochter. Neben ihnen brilliert Marc in seiner Rolle als gutmütiger Kindsvater. In den Nebenrollen überzeugen Bruder Tommi und Bonusmutter Jule, die nahezu mustergültig und mit großer Geduld ihre Rolle spielen.


Als Marc und ich am Dienstagabend gerade vom Thailänder kamen, wo wir den Valentinstag „nachgefeiert“ hatten, erreichte Marc eine Nachricht seiner Tochter:

„Papa, hol mich ab.“

(Natürlich ohne korrekte Interpunktion, aber Grammatik- und Rechtschreibfehler sind hier in diesem Blog nicht gern gesehen).

Die Tochter wurde angerufen, der Sohn wurde angerufen. Erste ging nicht an ihr Telefon, die Rufnummer des Sohnemanns war nicht erreichbar.

Unklar, was passiert war, fuhren wir erst einmal nach Hause.

Irgendwann meldete sich Annika dann doch und zwar aus dem Haus der Eltern ihrer besten Freundin: es hatte so richtig Stress mit Uschi gegeben und Annika war von zu Hause geflüchtet.

Ein kurzes Telefonat mit den Eltern der Freundin sowie der Tochter und Marc war auf den Weg ins 100km entfernte S., um die Tochter abzuholen.

Zugegebenermaßen konnte ich Marc verstehen, dass er nachdem, was passiert war, nicht tatenlos auf der Couch sitzen konnte.


Zu dem Zeitpunkt war noch alles offen, was passieren könnte: Bringt Marc nur Annika zu ihrer Mutter? Übernachtet Annika bei ihrer Freundin? Bringt Marc Annika mit zu uns nach Hause?

Nach einer Zeit ungewissen Wartens meldet sich Marc: man war bei Uschi und dort wurde Annika nach kurzer Diskussion der Haustürschlüssel abgenommen – versehen mit dem Hinweis „Du braucht gar nicht wiederzukommen“. Mit Schulsachen und dem notdürftigsten versehen, kamen dann Annika und Marc zu uns heim.

Hier hieß es dann direkt ins Bett gehen, denn es war früh aufstehen angesagt. Damit Annika bei 100km Schulweg pünktlich um 8 Uhr in der Schule ist, sollte das Haus spätestens um 6:15 Uhr verlassen werden. Aufstehen dann natürlich entsprechend früher.


Im Laufe des Tages teilte Uschi dann mit, dass es eine Überlegung wäre, dass Annika eine Zeit lang bei uns leben sollte. Tommi hatte sich derweil in der Schule abgemeldet, weil es „ihm nicht so gut ging.“

Marc entgegnete, dass „eine Zeit lang bei uns leben“ leider wegen der Schule nicht funktionieren würde und unsererseits keine halben Sachen gewünscht seien: entweder ganz oder gar nicht.

Uschi fand das eine tolle Idee und bat darum, dass Annika dann bitte ab sofort zu uns ziehen sollte. Sachen dürfte sie sich zu Hause holen – Tommi sei ja schließlich zu Hause und sie arbeiten.


Annika und Marc holten dann nach der Schule einige Klamotten und sonstige Sachen ab und die beiden Geschwister – die sonst Spinne feind sind – umarmten sich und ein paar Tränen kullerten.

Glücklicherweise war das Schicksal mit uns und Ministerin Gebauer verkündete just, dass donnerstags wegen Unwetter in NRW schulfrei sein sollte. Dies ermöglichte Marc, einen Notfalltermin beim Jugendamt zu bekommen.

Dort sprach die Mitarbeiterin des Jugendamtes (wir finden die Dame, mit der wir ja bereits schon letztes Jahr zu tun hatten, etwas - hm, wie schreibe ich das?– behämmert, aber immerhin hatte Annika Vertrauen zu ihr, da sie (O-Ton) „so wunderhübsch war und ganz tolle Nägel hatte“. Marc empfand die Nägel eher als „billig“, aber was sollte er mir gegenüber auch erzählen? ;-)).


Es wurde vereinbart, dass Annika nun erst einmal in Marcs Obhut kommt und bis nach Karneval (hey, wann ist das eigentlich??) bei uns bleiben sollte und dann in einem gemeinsamen Termin mit der Mutter über die weitere Planung entschieden werden sollte.


Marc packte Freitagabend dann auch Tommi ein, denn das reguläre Besuchswochenende stand an. Marc informierte Uschi darüber, dass er dann beide Kinder Montag früh zur Schule bringen würde. Ansonsten können die Kinder ja nicht spät genug Sonntagabends zurückgebracht werden und wer schön länger mitliest, weiß, dass die Kinder eine Zeitlang (bestimmt 1,5 Jahre) immer Montag früh zur Schule gebracht werden sollten. Dies hatten wir erst letztes Jahr mit Hilfe des Jugendamtes abschaffen können, weil die Kinder es als super stressig empfanden.

Wer Uschi ein wenig kennt, ahnt schon, was nun kam: „Nein, das geht leider nicht, denn Tommi schreibt am Montag eine Arbeit. Bring ihn bitte Sonntagabend zurück.“


Klar, total gerne. Das Wohl der Kinder geht vor!


Da hört man die Regenwürmer husten. Erstens hat es Uschi früher überhaupt nicht interessiert, ob die Kinder damals Klassenarbeiten geschrieben haben, als sie immer montags nach Hause gebracht werden sollten und zweitens interessiert es Uschi auch aktuell einen Feuchten, ob ihre Tochter Tests oder Klassenarbeiten zu schreiben hat.


Marc hat bei all dem eine Engelsruhe und -geduld, während es mich innerlich zerreißt. Ich weiß nicht, ob Du das kennst, aber es gibt Momente, da möchte man die Kindsmutter anrufen und sie einmal gepflegt zusammenschei…. Ihr mal gehörig die Meinung sagen, zu dem, was sie da gerade tut.


Ich habe es mal mit einem Perspektivwechsel versucht und kann zumindest in Mini-Nuancen verstehen, was in dieser Frau vor sich geht. Fakt ist, dass unser Teenager derzeit eine absolut harte Nummer ist. Man denke an den vergangenen Freitagabend, als sie bei uns war und es ihr nach einer Erdbeermilch dürstete. Sie holte das Erdpeerpulver raus (übrigens extrem perverses Zeugs) und die Milch und machte sich einen entsprechenden Shake. Ihr kleiner Bruder hatte das gesehen und wollte natürlich auch einen. Marc bat Tommi darum, doch den leeren Milchkarton in den Müll zu schmeißen und eine neue Milch in den Kühlschrank zu räumen. Wie immer zu Beginn eines jeden Wochenendes ist es mit der sofortigen Umsetzung von „Befehlen“ schwierig: Hier wird grundsätzlich von beiden Kindern immer erstmal gewartet, bis man sie ein 2. Oder 3. Mal bittet (wer Martin Winterhoff kennt (ja, ich weiß, er ist umstritten), weiß, was das bedeutet).


Jedenfalls hatte Marc festgestellt, dass sowohl leerer Milchkarton als auch das Erdbeerpulver noch auf der Arbeitsplatte in der Küche standen. Marc bat Annika, die auf der Couch im Wohnzimmer chillte, das Erdbeerpulver wegzuräumen. Das sah Annika aber überhaupt nicht ein, denn „schließlich habe sie es nicht zuletzt genutzt.“ Inhaltlich war das 100% richtig, aber tat ungefähr Null zur Sache, da es bei uns kein Prinzip gibt, das besagt, dass der etwas wegzuräumen hat, der es als letztes benutzt hat. Marc diskutierte fünf Minuten mit Annika, die es weiterhin nicht einsah. Genervt bewegte sie sich dann irgendwann von der Couch hin zur Küchentür und stand dort in Wartehaltung. Parallel war nämlich auch Tommi aufgefordert worden, den Milchkarton wegzuschmeißen und eine neue Milch in den Kühlschrank zu räumen.

Marc ahnte schon, was geplant war: „Nein, Annika, Du wirst es jetzt nicht Deinem Bruder auftragen.“ Genau das war aber ihr Plan, denn der ahnungslose Bruder, der die Milchkartons austauschte, hatte schon das Erdbeerpulver in der Hand.

Dieses Mal wurde es ihm dann gezwungenermaßen von seiner Schwester abgenommen, die es dann nach weiteren gefühlten drei Minuten diskutieren, in den Schrank zurückräumte.


Wenn ich an solche Diskussionen denke, habe ich ein gewisses Mitgefühl mit Uschi, die diese Diskussionen vermutlich tagtäglich führt. Natürlich kann man jetzt auch sagen, dass sie es selber zu verantworten hat – denn etwas Erziehung in früheren Jahren hätte sicherlich geholfen. Ich persönlich hätte auch nicht Marcs Engelsgeduld gehabt, das auszudiskutieren – als Kind, das von Eltern der Nachkriegsgeneration erzogen wurde, kenne ich solche Diskussionen nicht und empfinde sie auch nicht als zielführend. Versteht mich nicht falsch – ich sage nicht, dass Kinder zu allem „Ja und amen“ sagen sollen und ihnen der Mund verboten gehört, aber gewisse Dinge sind einfach indiskutabel. Zum Beispiel, wenn es darum geht, einfach mal etwas wegzuräumen. Manchmal stelle ich Annika auch gerne die Frage, wie es wohl bei uns wäre, wenn ich für jeden Handschlag, den ich tue, erst einmal 10 Minuten diskutieren würde? Und das nicht nur bei den Dingen, die ich nicht zuletzt benutzt habe, sondern auch bei Dingen, die ich wegräume, ohne sie überhaupt benutzt zu haben.


Ich schweife ab – ich habe also ein wenig Mitgefühl mit Uschi, die sich diese Diskussionen mit Annika regelmäßig geben muss oder darf.

Trotzdem ist es natürlich nicht richtig, seine Tochter dann im Rahmen eines Streites massiv anzugehen (die Details lasse ich jetzt lieber weg). Aber Fehler passieren und man kann sich aus meiner Sicht dafür entschuldigen. Zumal auch Annika nicht wie ein Engelein gehandelt hat.


Auch kann ich verstehen, dass man sich in die Enge gedrängt fühlt, wenn das Töchterlein den Papa anruft. Ich persönlich finde es total schwierig, dass für mich in „richtig“ oder „falsch“ zu sortieren. Als Kind von Eltern, die in intakter Ehe zusammengelebt habe, hatte ich auch nicht die Möglichkeit, wenn ich Stress mit einem Elternteil hatte, den anderen anzurufen und mich abholen zu lassen. Im Zweifel musste man einfach durch den Beef durch. War das schön und hat das Spaß gemacht? Nein. Hat es mich reifen lassen? Aber ja.

Das Problem bei Trennungskindern ist natürlich auch noch zusätzlich, dass in vielen Fällen die Eltern untereinander sich Spinne feind sind und jedes Fehlverhalten eines Elternteil gefundenes Fressen für den anderen Elternteil ist. In intakten Ehen heißt es auch nicht, dass der eine Elternteil das Verhalten des anderen Elternteiles gut heißt, aber meistens wird doch eine geschlossene Sichtweise vertreten – sei diese nun richtig oder falsch. Ich konnte also damals nicht „Hilfe“ bei einem Elternteil suchen, der mich dann gerettet hat – denn im Zweifel hat er es – zumindest vorderhand – genauso gesehen, wie der andere Elternteil.


Ich vermute, dass Uschi sich dann entsprechend „ertappt“ oder „erwischt“ gefühlt hat und es vermutlich nicht toll fand, als Töchterlein plötzlich mit Papa vor der Tür stand. Und dass bei ihr so Gedanken aufkommen wie „dann bleib doch einfach bei Papa“ (,wenn er alles richtig macht und es zwischen Euch funktioniert), kann ich total nachvollziehen. Einige Bonusmütter haben mir in dem Zusammenhang auch geschrieben, dass gerade im Mutter-Töchter-Verhältnisse oft bei den Müttern die Nerven blank liegen, wenn die Töchter als Teenies alle Register ziehen. Dies sei Uschi also zugute zu halten.

Auch den Kommentar, dass Töchterlein jetzt nicht mehr wiederzukommen braucht und der Schlüssel eingezogen wurde, kann ich im Eifer des Gefechts und wissend, dass Wut ein ständiger Begleiter von Uschi ist, nachvollziehen.


Dann hört allerdings mein Verständnis auf. Denn ab dem nächsten Tag ging es nicht mehr darum, das Geschehene zu reparieren und eine gute Lösung für alle Beteiligten zu finden. Sondern es ging jetzt nur noch darum, -und das nicht konstruktiv – das Kind loszuwerden. Was für Auswirkungen das ganze Gehabe auf ihre Tochter hat, scheint Uschi nicht zu interessieren.

Vielleicht sei auch noch erwähnt, dass Annika Mittwochabend ihr Kuscheltier mitbrachte, welches ich seit bestimmt vier Jahren nicht mehr gesehen hatte. Mehr muss man glaub ich auch nicht dazu sagen, was es mit einem 15-jährigen Mädchen macht, dessen Mutter es so verstößt.


Parallel lud Uschi, die nie ihr Profilbild auf Whatsapp ändert, auch noch ein neues Profilbild hoch: eine Kreidetafel, auf der steht

„Glück ist, neu anzufangen.“

Wenn Du mich fragst, ein Klatscher ins Gesicht ihrer Tochter – so sah es zumindest Annikas beste Freundin, als sie davon hörte.


Dass es Uschi im Moment nur noch darum geht, zu stören und zu zerstören, kann man auch daran erkennen, dass sie Marc, der jetzt jeden Tag 200km fährt, nun auch noch sonntags durch Land pendeln lässt. Aus meiner Sicht holt sie sich ihre vermeintlich verlorene Macht nun wieder. Fraglicht ist natürlich nur, wann aus ihrer Sicht das Machtverhältnis wieder so ist, dass sie die Oberhand hat?

Dass es für Annika absolut ätzend ist, andauernd im Auto zu sitzen und wie das der blöde Ex bewerkstelligt, sein Kind täglich 3 Stunden zu fahren, und nebenher noch Vollzeit versucht zu arbeiten, interessiert Uschi übrigens nicht. Dafür hat sie aber schon ausgerechnet, dass, wenn Annika bei uns bleibt, sie trotzdem noch Unterhalt erhält, denn sie muss weniger Unterhalt zahlen, als Marc für Tommi an sie abdrücken müsste. First things first, kann man dazu nur sagen.


Wie ist es bei Dir? Kennst Du solche Verhaltensweisen auch von Deiner Uschi/ Else/ Ex/ Mutter der Bonuskinder? Wie gehst Du damit um und wie löst Du oder Ihr das Problem?


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