Heute gibt es einen Gastbeitrag von Bonusmama Ramona. Sie ist seit acht Jahren mit ihrem Partner – inzwischen Mann – zusammen. Beim Kennenlernen war ihr Bonustochter knapp sechs Jahre alt. Die Eltern hatten sich getrennt, als die Bonustochter drei Jahre alt war.
Nach anfänglich unklaren Umgangsregeln, kommt die Bonustochter nun jedes zweite Wochenende zum Umgang. Ramona hat zusammen mit ihrem Mann inzwischen eine gemeinsame Tochter.
Als ich meinen Mann kennenlernte, hatte ich keine Ahnung was Patchwork bedeutet. Zunächst war das für mich auch gar kein Thema, denn wir haben uns ziemlich lange Zeit gelassen, uns erstmal kennenzulernen und eine stabile partnerschaftliche Basis aufzubauen. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass das genau der richtige Weg war, denn ohne diese stabile Basis wären wir gescheitert.
Es kam also der Tag, an dem ich meine Bonustochter kennenlernen sollte. Ich war im Vorfeld mega aufgeregt. Ein kleines rotblondes Mädchen öffnete die Tür und brach mit ihrer kindlichen Leichtigkeit sofort das Eis. Wir haben erstmal gemeinsam Papas Plastikblumen auf dem Balkon gegossen und dann in ihrem Zimmer gespielt. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen - der Anfang war also gut gelaufen. In den folgenden Monaten trafen wir uns hin und wieder zu gemeinsamen Ausflügen. Ich mochte das kleine rotblonde Mädchen und sie mochte mich. Aber mir war dennoch etwas mulmig zumute und was Patchwork wirklich bedeutet, wusste ich noch lange nicht...
Als wir dann ein Jahr später zusammenzogen traf es mich mit voller Wucht: Ich war nicht mehr nur zu Besuch und konnte mich, wann immer ich wollte, zurückziehen - nein, nun war ich mittendrin. Aber mitten in was eigentlich? Was war das, was wir da hatten? Familie? Irgendwie nicht wirklich, aber eigentlich doch, oder nicht? Ich ließ den beiden ziemlich viel Freiraum für Papa-Tochter-Zeit - nicht ganz uneigennützig, denn auch ich brauchte meinen Freiraum - mein Leben stand auf dem Kopf. Was ist meine Rolle? Wo ist mein Platz? Geht dieses komische Gefühl irgendwann auch wieder weg? Was sind meine Bedürfnisse?
Letztere habe ich mich anfangs eh nicht getraut zu äußern, denn ich hatte Angst vorm bösen Stiefmutterimage. So habe ich sie also kommen lassen, statt mich einzumischen oder aufzudrängen. Habe mich im Hintergrund gehalten.
Was war ich für sie? Mama? Nein, die hat sie ja schon.
Auch für mein Bonusmädchen kam irgendwann der Punkt, an dem sie Definitionen suchte. Was war ich für sie? Mama? Nein, die hat sie ja schon. Stiefmutter? Was für ein schreckliches Wort. Freundin? Naja, aber ich bin ja erwachsen. Ich denke heute, es gibt es kein Wort oder eine Definition dafür - am Ende ist es ein Gefühl, das beschreibt was wir füreinander sind.
Wir wuchsen also langsam zusammen und besonders warm sind wir miteinander geworden, wenn wir alleine (ohne meinen Mann) einen Mädelsabend, eine Shoppingtour oder einfach einen Spaziergang gemacht haben.
Mittlerweile haben wir eine vertrauensvolle Basis geschaffen. Sie kommt zu mir mit typischen Mädchenthemen, wendet sich an mich, wenn sie etwas auf dem Herzen hat, was sie mit Mama oder Papa nicht besprechen kann oder möchte.
Wir haben noch eine gemeinsame Tochter bekommen. Die beiden lieben sich heiß und innig.
„Kommt bloß nicht auf die Idee, einen auf Familie zu machen.“
Was Patchwork aber wirklich bedeutet, wird einem erst bewusst, wenn man mit Aussagen konfrontiert wird wie „Kommt bloß nicht auf die Idee, einen auf Familie zu machen“, „Papa liebt dich nicht und seine „neue Kuh“ liebt dich sowieso nicht“, „Wenn du das und das nicht tust, siehst du das Kind nie wieder“. Der Einfluss von außen ist das, was Patchwork erst richtig schwierig macht. Es ist eben kein geschlossenes System. In unserem Fall hat es leider vor allem rund um unsere Hochzeit und in meiner Schwangerschaft massive Manipulationen, Querschläge und Angriffe, auch gegen mich, gegeben.
Und plötzlich fühlt man sich wie ohnmächtig. Wie schütze ich mich und meine eigene kleine Familie vor diesen Angriffen? Wie positioniere ich mich? Welche Position nimmt der Partner ein? Wie fangen wir das Kind auf? Es war eine extrem anstrengende und nervenaufreibende Zeit, die Wunden bei uns allen hinterlassen hat.
„PatchworkArtist eben.“
Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich auf dem Absatz umgedreht. Aber zum Glück wusste ich es nicht vorher, denn jetzt haben wir eine wundervolle kleine Familie, bestehend aus Mama, Papa, Teenie, Kleinkind, Ehefrau, Schwester, Ehemann, Bonuskind, Bonusmama... jeder trägt mehrere Hüte. PatchworkArtist eben.
Kennst Du ähnliche Gefühle wie Ramona? Wie war es bei Dir, als Du Dich plötzlich im Patchwork-Hamsterrad wiedergefunden hast? Kennst Du auch Anfeindungen und Manipulation?
Wenn Du Kontakt mit Ramona aufnehmen willst, schreibe mir gerne und ich leite den Kontakt weiter.
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Hinweis: Am 19.07.2021 findet der nächste Bonusmutterstammtisch in Bergisch-Gladbach statt. Bei Interesse melde Dich gerne b ei mir!
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