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AutorenbildBonusmutter Jule

Über den Teenager

Aktualisiert: 18. März 2022



Einen Teenager zu lieben, ist wie einen Kaktus zu umarmen.

-Autor unbekannt-


Du kennst Dein(e) Bonuskid(s) schon eine Weile und alles läuft so weit so gut. Doch dann erreichen sie das kritische Alter von 13 und werden ein Teenager. Falls Du Dir nicht sicher bist, ob die Pubertät schon voll zugeschlagen hat, nachfolgend ein paar Verhaltensweisen, anhand derer Du abgrenzen kannst, ob es bei Deinem Bonuskind schon so weit ist:


1. Der Teenager vermeidet generell die Kommunikation mit allen Menschen, die nicht zu seiner „Gang“ gehören. Antrainierte Verhaltensweisen wie bspw. das Begrüßen beim Betreten eines Raumes oder der Wohnung sind vergessen.


2. Sofern der Teenager seine Mitwelt an seiner Gedankenwelt teilhaben lässt, informiert er über die neusten Geschehnisse bei seiner Lieblingsserie oder bei seinem Lieblingsstar oder sensationelle Videos bei TikTok.


3. Für Gespräche über die gemeinsame Tagesplanung oder das Alltagsgeschehen ist die "links-rein-rechts-direkt-wieder-raus-Funktion" maximiert worden. So kann es durchaus passieren, dass man fünf Minuten, nachdem man über das Abendessen gesprochen hat, gefragt wird, was es denn eigentlich zum Essen gibt?


4. Das bisher einstudierte „Wie bitte?“, wenn man etwas akustisch nicht richtig verstanden hat, wird rigoros gegen „Hä? Was?“ ausgetauscht. „Hä? Was“ kann übrigens auch verwendet werden, wenn man etwas inhaltlich nicht verstanden hat, ohne dass das Gegenüber einen blassen Schimmer hätte, welchen Teil des Gesagten das Teenagertier nicht verstanden hat.


5. Das Wort „brooaaaarrr“ gehört zum neuen Wortschatz des Teenagers. Welche Bedeutung es genau hat, hat sich mir noch nicht erschlossen. Es wird zuweilen bei absoluter Begeisterung – was sehr selten anzutreffen ist – als auch bei Annahme absoluter Absurdität der von der erziehenden Personen Ideen verwendet.


6. Der Teenager, der ursprünglich der Gattung des „homo erectus“, d. h. der aufrecht stehende Mensch, angehörte, mutiert zum „homo liegendus“. Sobald das Pubertier eine waagerechte Lagerungsmöglichkeit erblickt (Couch, Bett, Bank oder gar der Boden), wählt er diese.


7. Wurden vor einem halben Jahr noch die Haare kunstvoll geflochten, sind sie nun als „chaotisches, leicht fettiges Vogelnest“ zu beschreiben (alternativ ist der schnittige Jungshaarschnitt dem 60er Jahre „uncut“-long-Hair-Schnitt gewichen).


Ich bin dagegen, denn ihr seid dafür Ich bin dagegen, ich bin nicht so wie ihr Ich bin dagegen, egal worum es geht Ich bin dagegen, weil ihr nichts davon versteht

8. Körperhygiene ist perse überbewertet.


9. Statt perfekt abgestimmter Klamotte (Schuhe müssen auf Strumpfhose passen, die muss zum Rock passen, welcher wiederum das Shirt perfekt matcht) gilt nun die Devise „Hauptsache bequem und baggy“. Hier bietet sich idealerweise die gemeine schwarze Jogginghose an. Mit ihr kann man einkaufen gehen und sich anschließend direkt wieder in sein Bett legen. Sofern dies nicht von den Erziehungsberechtigten moniert wird, eignet sich das Modell auch wunderbar zum Schlafen des Nachts. So vermeidet man auch unnütze Bewegung, sich zwei mal unnötigerweise umzuziehen.


10. Klamotten, die man selber für Malerarbeiten verwenden würde (ausgelutschte Sweatshirts, zerrissene Jeans mit weißen Flecken, etc.), werden vom Teenager in der Schule getragen – kombiniert mit einem bauchfreien Leoparden-Top (sehr zum Leidwesen der erziehenden Väter).


11. Da man sich kleidungstechnisch nicht sonderlich viel Mühe gibt, wird aber großer Wert auf das geschminkte Aussehen gelegt, wenn man einen Sonntagsspaziergang macht. Hier ist das richtige Styling „A und O“; schließlich könnte man ja einem gut aussehenden Jungen begegnen (wobei die Frage noch nicht eindeutig beantwortet wurde, ob man nicht vielleicht doch lesbisch oder bi oder einfach heterosexuell ist?).


12. Aus generellem Protest gegen das Regime und die Eltern im Besonderen lehnt man das Benutzen von Messer und Gabel beim Essen ab. Die Gabel wird in der rechten Hand gehalten, damit die linke Hand den mit Gedanken schweren Kopf des Teenagers stützen kann. Alternativ kann auch der linke Ellenbogen bis zur Tischecke (unabhängig von der Länge des Tisches) ausgefahren werden, so dass man praktischerweise nahezu liegend das Essen einnehmen kann.


13. Wird der Teenager um die Übernahme von häuslichen Aufgaben gebeten, argumentiert er mit „unzulässiger Kinderarbeit“ und möchte entweder den Kinderschutzbund, das Jugendamt oder Amnesty International anrufen.


14. Die Laune des Teenagers kann von „ich hasse den Tag, die Menschen und Euch besonders“ zu hysterisch kreischend „oh, dieser Myhero-Academia-Charakter ist so cool“ innerhalb von Nannosekunden wechseln.


Ich bin dagegen, ich sag es noch einmal Ich bin dagegen, warum ist doch egal Ich bin dagegen, auch wenn es euch nicht schmeckt Ich nenn' es Freiheit, ihr nennt es Mangel an Respekt

15. Schulische Defizite werden entspannt und mit großem Optimismus angegangen („Ich erhole mich jetzt erstmal noch bis zu den Halbjahreszeugnissen und starte dann danach voll durch.“)


16. Eltern, die sich kümmern und Sorgen machen, werden als „Carents“ beschimpft und man „soll doch mal seine Base chillen“. Wenn man Glück hat, ist man allerdings nur eine „Susan“.


17. Die Ausdrucksweise wird etwas drastischer, um die Gefühlswelt des Teens zutreffend wieder zu geben. Während früher der nervende kleine Bruder noch mit „Tommi, sei still!“ angefahren wurde, kommt nun ein unkontrolliertes „Tommi, halt Dein verschissenes Maul.“ – gerne auch in der Öffentlichkeit und nicht in Zimmerlautstärke.


18. Last but not least: das Handy ist an die Finger getackert und wird trotz eines "Handy-Verbotens-Schild" auch mit ins Bad genommen (und überall sonst hin).


19. …


Die Liste ließe sich noch unendlich fortsetzen. Beim Aufschreiben muss ich unweigerlich an das Lied „Rebell“ der Ärzte denken:

Bitte versteht mein Verhalten als Zeichen der Ablehnung Mit der ich euch gegenüberstehe Bitte versteht mein Verhalten als Zeichen der Ablehnung Mit der ich euch gegenüberstehen tu

So sehen wir es inzwischen auch: alles als Akt der Ablehnung. Deswegen verzichten wir jetzt auch dadrauf, Annikas Anime-Serien zu schauen und sie cool zu finden. Denn dann müsste sie sie nachher auch noch ablehnen und das wollen wir ihr nicht antun.



Wie ist es bei Euch? Könnt Ihr die Liste noch ergänzen?

Ich bin gespannt auf Eure Erlebnisse, Erkenntnisse und Anekdoten und freue mich über Eure Kommentare, Emails oder Anrufe.


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