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Über den Vatertag

Autorenbild: Bonusmutter JuleBonusmutter Jule

Aktualisiert: 18. März 2022



Heute geht es um den Vatertag, der ja bereits vergangenen Donnerstag war.

Nachdem der Muttertag bereits zu Unruhe zwischen den Kids und ihrer Mutter geführt hatte (Uschi gefielen die selbstgebastelten Geschenke nicht), was letzten Endes fast mit einem Polizeieinsatz geendet wäre, sahen wir dem Vatertag bei uns entspannt entgegen.


Annika hatte ihren Lieblingskuchen (Fertigbrownies von Dr. Oetker) bei Uschi gemacht und präsentierte diesen stolz am Morgen des Vatertags. Tommi hatte diesen wichtigen Feiertag vergessen und verkündete dann nur lautstark: „Happy Memmen-Tag, Papa.“

Eine sehr interessante Wortwahl von Tommi – insbesondere vor dem Hintergrund, dass Tommi nun selbst auch nicht der mutigste aller Zeitgenossen ist.


Die Aussage verließ mich gedanklich den ganzen Tag nicht. Auch kam mir ein Statement von Annika in den Kopf, dass sie in den Osterferien abgelassen hatte: „Papa, Du kannst froh sein, dass Julia so viele Abstriche macht und mit Dir zusammen ist.“

Ich hatte damals noch lustig zu Marc gesagt: „Wenn Annika den Männermarkt kennen würde, wüsste sie, was ich für nen „lucky buy“ gemacht habe.“


Aber untersuchen wir das ganze mal ein wenig:


Was versteht man unter einer „Memme“?

Wikipedia steht schnell mit einer Definition parat:

[1] ursprünglich und landschaftlich, meist im Plural, derb: die weibliche Brust, Mutterbrust.
[2] übertragen, verächtlich: ein furchtsamer oder verweichlichter Mann, ein Feigling. Herkunft: von Memme in der Bedeutung Weib, dieses von mhd.

Sinnverwandte Wörter sind übrigens Angsthase, Bangbüx, Feigling, Hasenfuß, Hosenscheißer oder Schisser.


Wow, ein interessantes Bild, dass Tommi da hat, wenn es um seinen eigenen Vater geht. Auch Annikas Meinung, dass ihr Vater ein schwer vermittelbarer Fall sei, ist jetzt auch nicht wirklich vorteilhafter. Natürlich möchte ich die Aussage bei einem 14-jährigen Teenie, der seinen Vater grundsätzlich nur extrem nervig findet, auch nicht überinterpretieren. Jedoch war es in meiner Jugend so, dass ich meinen Vater zumindest im Ansatz schon ganz ok fand.


Wie gesagt: ich will nichts überinterpretieren, aber die Worte, die ein Mensch wählt, sagen viel über das aus, was er denkt. Tommi hätte ja statt „Happy Vatertag“ auch „Happy Superheldentag“ sagen können. Stattdessen hat er sich für „Memmen-Tag“ entschieden.


Wo kommt Tommis Meinung wohl her?

Ich wollte nicht direkt Uschi die Schuld in die Schuhe schieben und überlegte eine Weile, wie ich Marc sah und welche Handlungen und Taten Marc an den Tag legte, aus denen man eine Einschätzung darüber ableiten konnte, was er für ein Typ Mann ist.


Erst einmal muss man sagen, dass Marc alles für seine Kinder tut. Wann immer Not am Mann ist, er steht Gewehr bei Fuß. Wird Tommi in der Schule von einer Wespe ins Augenlid gestochen und Uschi ist (ohne Telefon) bei der Wellnessbehandlung, düst Marc (unter Inkaufnahme des ein oder anderen Knöllchens) 100 km zu Tommi, um ihm in der Arztstation in der Schule beizustehen.


Die Kinder brauchen neue Fahrräder, Schuhe oder Frisur: Marc kümmert sich drum. Auch wenn wir im Residenzmodell leben und das „Hauptkümmern“ bei der Unterhalt empfangenden Kindsmutter anzunehmen wäre.

Überhaupt hat Marc arbeitet Tag für Tag, um seine Familie zu versorgen - gerade bei vielen getrennten Paaren keine Selbstverständlichkeit.


Wenn die Kinder ins Homeschooling geschickt werden, etabliert Marc mit Annika und Tommi eine Lernroutine. Wenn Arbeiten oder Vokabeltests geschrieben werden, wünscht er viel Glück und fragt am Nachmittag nach dem Test nach, wie die Klausur denn gelaufen ist? Auch wenn er oft erst deutlich verspätet eine Antwort erhält oder gar keine.


Tommi soll lernen, sich die Schuhe zu binden? Marc schaut Youtube-Videos, in denen man die lustige Geschichte von der sich verknetenden Schlange lernt (unsere Erklärungsversuche sind leider erfolglos geblieben).


Eine neue Sportart steht an: Marc spielt jetzt wieder Beachvolleyball und steht neuerdings unsicher auf dem Skateboard oder schlägt Federbälle auf der Straße.


Wenn Tommi zum 368ten Mal an einem Samstag "Papa" kräht, hört ebenjener Papa auch dann geduldig zu und nimmt Tommi in seinen Ideen, Wünschen und Träumen ernst.


Wenn es um Besuchswochenenden geht, wird erst bei den Kindern geklärt, was sie gerne hätten: stehen Geburtstag oder Übernachtungspartys bei der besten Freundin an oder wichtige Fußballspiele?

Annika gelüstet es am Wochenende nach Sushi? Samstagabend wird dann ein „japanischer Abend“ zelebriert.


Wenn die Kommunikation mit Uschi schwierig ist, hält er den stabilen Rahmen für die Kinder - auch wenn Uschi fünf Minuten vor dem Abholtermin mit den Kindern zur Tante fährt und Marc nach langer Fahrt vor verschlossener Tür klingelt. Auch in solchen Situationen gilt es, das richtige Maß zu wählen, um klar zu machen, dass man sich (von Uschi) nicht vera… lässt und sich klar abgrenzt.


Auch hält er den Rahmen, wenn es mal was zu schimpfen gibt. Denn Vatersein ist nicht nur, auch wenn Uschi es gerne so umschreibt, „alles den Kindern recht zu machen“. Sondern liebevoll Grenzen aufzeigen, ist die hohe Kunst. Und manchmal muss man ihre Ablehnung iauch einfach nur mal aushalten können.


Weiterhin zeigt er seinen Kindern auch, wie eine respekt- und liebevolle Partnerschaft funktioniert und dass nicht perse alle Beziehungen zum Scheitern verurteilt sind. Dass Liebe auch noch möglich ist, wenn man es eigentlich für unmöglich gehalten hat. Und dass man sich auch liebt, wenn man etwas ausdiskutiert, weil man anderer Meinung ist und gerade das zu einer erfüllten Partnerschaft führt, in der beide Partner gesehen werden.


All das (und noch vieles mehr) tut Marc für seine Kinder.


Aus meiner Sicht ist eine Person, die ähnliches tut, beileibe keine Memme.


Was ist ein Superheld?

Rund um den Vatertag findet man auf Pinterest und Konsorten viele tolle Bastelanleitungen für Vatertagsgeschenke. Vom Superhelden bis hin zu „Ich lieb‘ Dich bis zum MARS und zurück“ findet man eigentlich alles an wertschätzenden Bastelideen.


Doch was ist ein Superheld?

Ein Superheld ist eine fiktive Figur, die meist übermenschliche Fähigkeiten oder High-Tech-Ausrüstung besitzt, mit denen sie die Menschheit beschützt und Böses bekämpft. Superhelden haben typischerweise großen Mut und einen edlen Charakter. Sie halten nicht selten ihre wahre Identität geheim, indem sie sich kostümieren oder unter einem Pseudonym in Erscheinung treten. In den Geschichten sind ihre Gegenspieler Ungeheuer oder Bösewichte, sie wehren aber auch Naturkatastrophen und Aliens ab.

Quelle: Wikipedia


Ich finde die Umschreibung passt schon ziemlich gut auf Marc:

Eine Figur, die High-Tech-Ausrüstung besitzt (in Marcs Fall liegt eine gewisse Affinität zu Apple-Super-Produkten vor), die Familie beschützt und Uschi bekämpft. Superhelden haben typischerweise großen Mut und einen edlen Charakter. Er hält seine wahre Identität geheim und tritt nur unter dem Pseudonym "Papa" in Erscheinung. In den Geschichten sind ihre Gegenspieler Ungeheuer (= manchmal ich) und Bösewichte (=Uschi).


Mit dieser Umschreibung kann ich sehr gut leben.


Ich habe Marc übrigens eine schwarze Tasse geschenkt mit der Aufschrift: „You Rock“.

Ich glaub, das sagt alles, was ich über ihn als Vater denke.


Ausblick

Natürlich habe ich als Kind auch nicht das, was mein Vater (oder meine Mutter) für mich getan haben, so positiv bewertet, wie ich es heute tue. Das denke ich, kann man von Kindern auch nicht verlangen.


Trotzdem stellt sich die Frage, warum die Kinder so eine abwertende Meinung zu ihrem Vater haben und welche Folgen das gegebenenfalls hat?

Als böse Stiefmutter ist meine Vermutung, dass Uschi nicht ganz so positiv über ihren Ex-Mann spricht, wie ich es jetzt tue. Denn es ist eh immer einfacher, das, was der andere nicht tut oder falsch tut, negativ zu kommentieren, anstatt es selber besser zu machen.


Ich kann mich als Mutter auf jeden Fall darüber aufregen, dass der Ex-Mann die falschen Schuhe gekauft hat: Was soll das Kind mit Schnürschuhen, wenn es noch nicht 100%ig mit dem Schleifen binden klappt?? Da müssen dringend Klettverschlussschuhe her, denn der Ex-Mann war wieder unfähig.

(So meine Vorstellung in Anlehnung an Erzählungen der Kinder – und ja, ich weiß, dass nicht alles, was Kinder erzählen, auch immer stimmen muss – und Whats-App-Feedback von Uschi).


Ist den Uschis dieser Welt eigentlich klar, was sie damit anrichten, wenn sie – aus eigenen schlechten Gefühlen dem Ex gegenüber heraus – ihren Ex-Mann, der ja auch Erzeuger ihrer Kinder ist, wieder und wieder schlecht machen?


Weder Tochter noch Sohn können in ihrem Papa einen Superhelden sehen, denn wenn sie das täten, widersprächen sie unweigerlich der Meinung der Mama. Das ist für Kinder (insbesondere in jungen Jahren – später macht man das vielleicht ganz gerne) schwer aushaltbar.

Daher lieber Mamas (bei der man den Großteil der Zeit ist) Meinung als die Wahrheit ansehen.

Ich bewerte das hier ausdrücklich nicht. Für mich ist es rational sogar sehr gut nachvollziehbar, warum sie das tun und ich will auch nicht verleugnen, dass ich nicht gleiches in meiner Familie getan habe.


Allerdings führt das dazu, dass Jungs und Mädchen denken, ihre Väter sind Weicheier.

Werden diese Mädchen, die ihren Vater und Männer generell für das schwache Geschlecht halten, jemals eine erfüllende Partnerschaft zu einem Mann aufbauen können?

Und werden diese Jungs, die das eigene Mannsbild in der Verkörperung einer Memme erfüllt sehen, jemals ein Superheld werden?


Die Fragen sind natürlich rein theoretischer Natur, aber aus meiner Sicht definitiv eine zweite Überlegung wert (auch wenn Uschi dies hier nicht liest).


Ich für meinen Teil werde aber weiterhin meine Wahrheit leben, nämlich, dass ihr Papa ein gottverdammter Superheld ist!


Wie ist bei Euch der Vatertag gelaufen? Habt Ihr ähnliches wie ich erlebt oder sehen Deine Bonuskids ihren Papa als Superhelden an? Welche Gefühle und Gedanken hast Du zu dem Thema?

Ich bin gespannt auf Eure Erlebnisse, Erkenntnisse und Anekdoten und freue mich über Eure Kommentare, Emails oder Anrufe.

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