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  • AutorenbildBonusmutter Jule

Über Geheimnisse

Aktualisiert: 18. März 2022



An diesem Wochenende hat die liebe Bonusmama Kiki auf Instagram das Thema „Privatsphäre“ aufgegriffen – ein Thema, über das ich erst diese Woche mit Bonusmama Sybille besprochen habe. Sybilles Thema betrifft bestimmt die ein oder andere Leserin, so dass Sybille natürlich direkt einverstanden war, als ich sie gefragt habe, ob ich ihre Geschichte teilen darf.


Worum ging es bei Sybille? Bei Sybille war es so, dass sie und ihr Partner nun nach einiger Zeit entschieden haben, eine Kinderwunschklinik aufzusuchen, da es auf natürlichem Wege mit der gemeinsamen Familienplanung nicht zu klappen schien. Der Kindsvater hatte bereits vor gut einem Jahr mit seinen Kindern über das Thema gesprochen. Da es danach nicht weiter thematisiert worden war, war es auch nie wieder aufgekommen. In dieser Woche, als die Kinder in den Herbstferien beim Papa waren, hatte der Kindsvater das Thema aber erneut mit den Kindern besprochen. Sein Argument war, dass es für ihn wichtig ist, dass die Kinder Bescheid wissen und auch damit einverstanden sind. Sybille sah das erneute Drübersprechen als überflüssig an, da es ja bereits mit den Kindern vor einiger Zeit besprochen worden war. Zudem setzte es sie zusätzlich unter Druck, denn die ältere Bonustochter äußerte nun auch noch den Wunsch, dass es doch bitte ein Mädchen werden solle. Für Sybille, die ja bereits die Erfahrung gemacht hatte, dass es nicht immer so funktionierte, wie man es sich wünscht, definitiv nicht erstrebenswert noch jemanden zu haben, der das Thema im Auge hatte. Auch machte sie sich Gedanken, dass die Kinder die Familienplanungswünsche brühwarm der leiblichen Mutter erzählen könnten. Ihr Partner sah das alles entspannt.


Zwei Tage später traf die Familie Freunde mit kleinen Kindern. Der Abend endete, wie er meist mit kleinen Kindern endet: zwei übermüdete Kleinkinder mussten weinend abtransportiert werden.

Sybilles jüngste Bonustochter stellte sich neben sie und fragte vor versammelter Mannschaft, ob sich Sybille wirklich sicher sei, dass sie so ein schreiendes Baby haben wollte? Und sie würde an den Besuchswochenenden nur kommen, wenn kein Baby beim Papa wäre. Auf ein schreiendes Kind hätte sie keinen Bock.

Sybille wurde rot und der Besuch war überrascht.


Bei Sybille ist es vermutlich wirklich zum Worst-Case-Szenario gekommen, da nahezu ihre schlimmsten Befürchtungen wahr wurden: Eine Information, die eigentlich nur für sie und ihren Partner bestimmt ist, war nun an die „Öffentlichkeit“ gekommen. Wir unterstellen jetzt mal, dass die jüngste Bonustochter dies nicht absichtlich getan hat, wovon Sybille auch ausgeht. (Sicherlich gibt es auch Bonuskinder, die solche Informationen bewusst Preis geben, aber die wollen wir hier heute nicht thematisieren).


Allerdings wird hier direkt das erste „Problem“ deutlich, warum es manchmal schwierig ist, (Bonus)kindern alles zu erzählen: Kinder können oft nicht unterscheiden zwischen Informationen, die nur für die Familie bestimmt sind und Informationen, die für alle bestimmt sind. Auch dann, wenn man die Information mit dem Hinweis versieht, dass das Ganze nicht weiterzugeben ist, kommt es meistens doch ans Licht (so zumindest mit Informationen unserer Uschi, bei denen sie gesagt hat, dass die Kinder das auf gaaar keinem Fall dem Papa erzählen dürfen). Zudem ist es für Kinder emotional extrem schwierig, Informationen vor der Person, der sie vertrauen, geheim zu halten. Sie werden quasi gebeten, für den einen Elternteil zu lügen – ein klassischer Loyalitätskonflikt.


Das war auch das Dilemma, was Sybille befürchtet hatte, als ihr Partner mit den Kindern über die Kinderwunschklinik gesprochen hatte. Die Kinder wurden dadurch, dass es ein „Geheimnis“ ist, in die Zwickmühle gebracht, ihrer Mama nichts davon zu sagen. Und selbst wenn es nicht offen als Geheimnis vom Vater tituliert wird, weiß das kluge Bonuskind trotzdem, was es daheim erzählen sollte oder nicht. So war es bei uns zum Beispiel so, dass wir die Kinder in unsere Pläne zum Umbau unserer Küche eingeweiht haben. Wir haben dies aus mehreren Gründen getan: sie sollten mitbekommen, wie viel Planung, Arbeit und Aufwand es bedeutet, „mal eben eine neue Küche zu bekommen.“ Zudem ließ es sich nicht vermeiden, darüber zu sprechen, da die Bauarbeiten vier Wochen andauerten und folglich mindestens ein Besuchswochenende in die Baustellenphase fiel, so dass die Kinder es eh mitbekamen. Hier sagte uns Annika schon, dass sie das auf keinen Fall Uschi erzählen würde, denn die würde „darüber eh wieder ausrasten“ (O-Ton).


Ein weiteres „Problem“, das entstehen könnte – zumindest bei Sybilles Thema - , ist die Möglichkeit, dass ein Kind (oder alle) befürchtet, dass es nicht mehr geliebt wird, wenn ein neues Baby da ist. Eine Sorge, die auf jeden Fall hinfällig ist, wenn Sybille und ihr Partner kein gemeinsames Kind bekommen. Darüber hinaus aber auch eine Sorge, die generell unbegründet ist, wie sicherlich jeder Elternteil bestätigen kann. Sybille war der Auffassung, dass es ausreicht, wenn sich das oder die Bonuskinder darüber Sorgen machen, wenn ein Baby da ist und nicht, wenn es nur in der Planung ist.


Oft entstehen auch zusätzliche Probleme, wenn es um die lieben Finanzen geht. Bei Sybilles Thema ist dies nicht direkt der Fall, aber die erfahrene Bonusmutter weiß, dass es spätestens, wenn das Baby auf der Welt ist, um das spannende Thema Unterhalt gehen wird. Manche Kindsmutter wird aber auch schon beim Erhalt der Information, dass ihr Partner mit seiner (neuen oder je nachdem nicht mehr so neuen) Partnerin Nachwuchs plant komplett aus dem Häuschen sein; wohlgemerkt jedoch nicht im positiven Sinne. Hier sind jegliche irrationalen Handlungen und Forderungen der Kindsmutter denkbar, so dass man oft gut daran tut, sie nicht darüber zu informieren.

Angeblich soll es auch UTEs (= unglaublich tolle Elsen, d.h. Kindsmutter) geben, die direkt das Babysockenstricken anfangen, aber die sind vermutlich eher eine Seltenheit.


Für mich ist es daher eiserne Regel, dass manche Themen nicht vor den Bonuskindern besprochen werden, um einerseits Loyalitätskonflikte zu vermeiden und ich mir keine Gedanken darüber machen muss, was wohl die Kinder oder die Uschi denken? Frei nach dem Motto: "Was das Kind nicht weiß, macht das Kind nicht heiß."


Bei uns warte ich ja eigentlich auch nur darauf, dass Annika, die sich sonst Null für das Thema Geld und Finanzen interessiert, uns fragt, wie teuer die neue Küche war und wer sie gezahlt hat? Diese Frage hat sie eigentlich immer bei größeren Investitionen gestellt. Ich habe hier schon alle Register gezogen und z.B. zurück gefragt, wozu sie das wissen wolle, warum sie denkt, dass ich mir das nicht selber kaufen könnte, usw.


Ich weiß bei Annika definitiv nicht, vor welchem Hintergrund sie das dann fragt: ob es wirklich ihre Mutter ist, die diese Informationen hören möchte? Oder ob Annika es vielleicht selber wissen möchte, um Aussagen ihrer Mutter (á la „Euer Vater lebt in Saus und Braus mit der Neuen und wir nagen hier am Hungertuch“) verifizieren zu können? Die Antwort weiß wohl nur Annika selber, aber ich habe für mich entschieden, dass diese Frage zu den Fragen gehört, deren Antwort sie nichts angeht.

Natürlich mag man jetzt sagen, dass das ein affiges Verhalten ist, weil man vermutlich vor den eigenen Kindern, die sich nicht im „Patchwork-Dilemma“ befinden, auch ehrlich antworten würde.

Aber ich werte hier die Vermeidung des Loyalitätskonfliktes, die mögliche Überlegung des Kinders „Papa macht es sich mit der Neuen schön und liebt uns dann nicht mehr“ sowie mögliche Reaktionen von Uschi als höher an als die Notwendigkeit ehrlich zu sein. Es schmerzt ein wenig in den Fingern, das zu schreiben, aber Erfahrung macht ja manchmal auch klug.


Wie ist es nun bei Sybille weitergegangen? Sybille hat mir ihrem Partner ihre Gedanken und Sorgen besprochen. Ihr Partner sieht es weiterhin als unproblematisch an. Sybille vertraut nun seinem Urteil (schließlich sind es ja seine Kinder!), dass sie keinen Schaden durch die erhaltenen Information nehmen und ihre Uschi auch keinen Ausraster bekommt. Und die Tatsache, dass die Freunde nun Bescheid wissen, darüber schlägt sie nun auch geflissentlich ein Ei. Schließlich waren es gute Freunde und die durften solch eine Information auch vorab erhalten.



Wie ist es bei Dir? Kennst Du solche oder ähnliche Gedanken auch? Wie handhabt Ihr das in Eurer Beziehung mit "brenzlichen" Themen? Volle Offenheit gegenüber den Kindern oder gibt es Themen, von denen die Kinder nichts wissen? Dich interessieren die hier vorgestellten Bonusmütter oder Themen über diesen Artikel hinaus? Oder Du möchtest z.B. mehr zum Thema erfahren? Dann klicke auf die Tags (z.B. "Kommunikation" unterhalb des Artikels und Du bekommst alle Artikel, die ich zu dem Thema geschrieben habe, angezeigt!) Abonniere auch gerne meinen Newsletter, in dem es weitere interessante Infos und Buchtips rund um das Thema "Bonusmutter" gibt. Trage dazu einfach unten in das Abo-Formular Deine Email-Adresse ein und Du wirst fortan auch über neue Blog-Artikel informiert. Auch werden hier Termine für ein Treffen zum Austausch der Bonusmütter/ Stiefmütter bekannt gegeben.

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