Eine liebe Bonusmama hat mich gefragt, ob ich mal etwas zu dem Thema „Nachrichten der Ex“ schreiben könnte. So etwas mache ich natürlich sehr gerne, denn das Thema ist nicht ganz ohne Brisanz.
(Im Weiteren werde ich den Begriff der „Ex“ als Kurzfassung für „Ex-Partner“ verwenden. Eine Bewertung in irgendeiner Weise ist damit nicht verbunden. Solltest Du es despektierlich finden, verwende gerne gedanklich den Begriff Kindsmutter oder was Dir gefällt.)
Zurück zum Thema: Erst einmal muss man ja sagen, dass es schon eine Sondersituation ist, dass der Partner regelmäßig mit seiner Ex schreibt. Also „hallo“? Das muss man erstmal „verarbeiten“.
Man stelle sich das mal in einer „Nicht-Patchwork“-Partnerschaft vor, wie das wäre, wenn die Ex nachts um 22 Uhr einen noch belästigt oder gar täglich den Partner mehrfach ansimst oder an-whats-appt. Unvorstellbar!
Ich habe zum Beispiel gar keinen Kontakt mehr zu meinem Ex und Marc hört auch nicht sonderlich gerne Geschichten mit ihm. Und ja, bevor mir jetzt wieder kluge Menschen schreiben, dass der Partner und die Kindesmutter ja schließlich Kontakt haben müssen, schreibe ich lieber direkt, dass mir das schon klar ist. Nichtsdestotrotz ist es der Kontakt zwischen zwei Menschen, die einmal in einer Beziehung waren, und das ist für den neuen Partner herausfordernd.
Auf Instagram habe ich eine kleine Umfrage mit genau 100 Teilnehmern gemacht und es kam raus, dass 71% der befragten Bonus- und Stiefmütter keinen Kontakt zur Ex haben. Was aber ja auch bedeutet, dass immerhin 29% direkten Kontakt zur Ex haben. Wie das so läuft, werde ich dann in einem anderen Blogpost mal untersuchen.
69% der Befragten, die keinen direkten Kontakt zur Ex haben, kennen entsprechend auch nicht die Nachrichten, die die Ex so schreibt. In 76% der Fälle berichtet der Partner vom Inhalt der Nachrichten und in immerhin 24% der Fälle werden die Nachrichten vorgelesen.
Das deckt sich auch mit dem Procedere bei uns. Nur bei ganz besonders wilden Nachrichten komme ich in den Genuss des genauen Wortlauts.
Die Gefühle, die bei den Bonus- und Stiefmüttern aufkommen, sind verschiedener Natur. Einige wenige haben geschrieben, dass bei ihnen gar keine Gefühle aufkommen. Das ist natürlich super und ich freue mich für Euch.
Bei vielen kam das Gefühl von Wut und Aggression auf. Was Gründe dafür sein können, schauen wir uns gleich an, wenn es um die Frage geht „Was stört Dich“?
Auch oft genannt wurde die Eifersucht. Natürlich kann man jetzt schreiben: „Du musst doch nicht eifersüchtig sein, schließlich ist er jetzt mit Dir zusammen.“ Aber unabhängig davon, ob man der Grund für die Trennung war oder nicht, weiß man ja auch nicht, welche (nennen wir es mal) „Versuche“ die Ex startet und dass man sich da Sorgen macht, ist verständlich. Es hängt sicherlich auch vom Partner ab, wie viel Sicherheit der Partner einem in diesem Punkt vermittelt. Sollte die Eifersucht Dich aber auffressen, dann solltest Du mit Deinem Partner darüber sprechen und Dir entsprechende Hilfe suchen.
Ein sehr weit verbreitetes Gefühl ist auch die Angst vor dem, was kommt. Manche Bonusmamas bzw. Stiefmütter haben richtige Bauchschmerzen, weil sie befürchten, dass eine „Bombe explodiert“ oder sonst irgendwie Unruhe im Patchworkzirkus aufkommt. Gerade auch Änderungen von Plänen oder abgesprochenen Terminen sorgen für besonders viel Unmut bei den Bonusmamas.
Die meisten Bonusmütter schreiben auch, dass es genau das Problem ist: Die Ex ist indirekt irgendwie immer da und kann durch eine kleine Nachricht alle Pläne und Vorhaben zunichte machen und die Stimmung kippen lassen, obwohl sie gar nicht vor Ort ist. Oft ist es gar nicht so schlimm, wie wir es befürchten oder man findet schnell alternative Lösungsmöglichkeiten, aber das Gefühl, dass man einer unsichtbaren Macht ausgeliefert ist, lässt einen sich machtlos oder hilflos fühlen (zu dem Thema hatte ich schon vor einiger Zeit einen Blogpost geschrieben).
Oft kann es ja auch dazu kommen, dass es zwischen Euch als Paar knirscht, sobald die Ex schreibt. Das ist jedoch eine Situation, die ihr beeinflussen könnt.
Ich bekomme es oft mit, wenn unsere Uschi mit Marc geschrieben hat, auch wenn er es noch nicht sagt. Ich geh‘ dann direkt mal in den „Rücksichtskeitsmodus“, denn ich denke mir, dass es für keinen Mann schön ist, von zwei irren Frauen angekeift zu werden. Nein, Spaß beiseite. Ich erkenne, dass er innerlich vermutlich eh schon auf 180 ist und dann muss ich nicht das Fass zum überlaufen bringen, indem ich dann auch noch sage, dass es so und so nicht geht und ich so nicht mit mir umgehen lasse etc. pp. Denn er kann für Uschis Wünsche, Forderungen und Ansichten genauso wenig, wie ich dafür kann.
Tief durchatmen und gemeinsam überlegen, wie man das Problem (meist sind es ja dann Probleme) lösen kann, hilft da deutlich mehr. Bei uns ist eine erfolgreiche Lösungsfindung immer dadurch gekennzeichnet, dass Marc sagt „noch 4 Jahre“. Das ist unser imaginäres Datum, bei dem wir davon ausgehen, dass es aufgrund des Alters der Kinder nicht mehr so viel abzustimmen gibt, bzw. viel dann auch über die Kinder laufen kann.
Was stört Dich?
In vielen Antworten wurde eine schlechte Kommunikation bemängelt, was ich auch unterschreiben kann. Oft erhält man Informationen erst kurz vor knapp oder gar nicht erst und erfährt es hinterher, dass ein Termin gewesen wäre.
Einige Bonusmamas schrieben, dass sie sich wie das 5. Rad am Wagen fühlten, weil sie als letztes von den Planungen erfährt und dadurch ein Gefühl des ausgegrenzt seins entsteht. Ich habe es mir zur Routine gemacht, dass ich z.B. Marc schon früh frage, wann Uschi Urlaub plant und bitte ihn dann, das entsprechend zu klären. Denn es ist ja schön, dass Uschi im Büro erst mit ihrer Vertretung klären muss, wann sie Urlaub nimmt. Wenn das aber alles sehr kurzfristig erfolgt, habe ich selber keine Handlungsmöglichkeit mehr.
Das klappt mal mehr, mal weniger gut. Allerdings habe ich es mir zur Regel gemacht, mir dann nicht mehr den Schuh anzuziehen, wenn wir nicht in den Urlaub fahren können, weil ich arbeiten muss, wenn Uschi spontan die Sommerferien anders verteilt als abgesprochen. Letzten Endes geht das natürlich zu unseren Lasten und zu Lasten der Kinder, aber dafür kann ich nur begrenzt Verantwortung übernehmen.
Eine Bonusmama schrieb, dass das Verhalten der Kindsmutter sie stört: denn diese gibt erst dann Ruhe, wenn sie ihren Willen bekommt. Ich glaube, dass viele Bonusmütter egoistische Züge ihrer Ex bestätigen können. Man merkt wenig Entgegenkommen und eine gemeinsame Lösungsfindung ist schlechtweg nicht möglich.
Eng mit dem Thema eng zusammen hängt auch die Antwort, dass neue Streitpunkte erzeugt werden. Wenn gerade kein Entgegenkommen möglich ist, ist es logisch, dass ein neuer Streitpunkt entsteht.
Was auch viele Bonusmütter stört, ist die Häufigkeit der Nachrichten. Ich habe einmal mit einer Bonusmama gesprochen, die berichten konnte, dass ihre Uschi nahezu stündlich den Kindsvater mit Urlaubsfotos der Kinder beglückte ganz nach dem Motto „und jetzt sind wir hier…“ und „nun hat klein Paul Pommes gegessen.“ usw. Das dies natürlich völlig überzogen war und bei der neuen Partnerin auf Unmut stoß, ist klar.
Im gleichem Atemzug ist sicherlich auch zu nennen, wenn wegen Pillepalle um 22 Uhr oder später noch eine Nachricht geschickt werden muss. Natürlich kann man jetzt auch vorschlagen, einfach das Handy auszumachen. Allerdings birgt dies natürlich die Gefahr, nicht informiert zu werden, wenn tatsächlich mal etwas schlimmes passiert ist. Also werden das viele Väter so auch nicht machen.
Viele Bonusmütter haben mir auch geschrieben, dass der Ton der Nachrichten und die gestellten Forderungen sie ganz besonders stören. Eine Bonusmama berichtete davon, dass die Ex gerne auch haltlose Vorwürfe formuliert. Nach ihrer Auffassung aus dem Grund, um einfach nur im Kontakt zu bleiben. Auch genannt wurde, dass die Ex Unwahrheiten verbreitet, bei denen man dann natürlich geneigt ist, zu widersprechen, denn wer lässt schon gerne Falsches stehen?
In diesem Zusammenhang ist dann noch die Meldung einer Bonusmama zu nennen, die sagte, dass die schriftliche Kommunikation notwendig ist, um einen Beweis zu haben. Was genau in dem Kontext gemeint war, weiß ich natürlich nicht. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass manche Terminabsprachen in schwarz auf weiß sinnvoll sind.
Bei uns ist schon irgendwie sinnvoll, aber manchmal interessiert es auch doch nicht, was man noch vor ein paar Tagen oder Wochen wünschte (frei nach dem Motto „Was kümmert mich…?“).
In Summe ist der Einflussbereich der Ex noch groß und eine Bonusmama forderte auch mehr Klarheit und Abgrenzung vom Kindsvater. Eine Bonusmama schrieb, dass die Ex durch ihre Kommunikation viel beim Kind kaputt macht. Das ist der Worst-case.
Was könnte besser laufen?
Hier kam erst einmal die Antwort einer lustigen Bonusmama „Sie könnte auswandern.“
Wobei das Problem das gleiche bleibt, wie mir diese Woche eine Bonusmamma erzählte. Nur stimmt man sich nicht ganz so oft wegen der Umgangswochenenden ab.
Ansonsten waren sich aber eigentlich alle einig: die Absprachen und die Kommunikation könnten definitiv besser laufen. Ebenfalls gewünscht ist ein respektvoller Umgang und das Schließen von Kompromissen.
Hier ist es natürlich schwierig ein besseres Ergebnis zu erzielen, denn wenn ein Beteiligter es nicht möchte und eine andere Absicht hat, dann versucht Ihr – um in Metaphern zu sprechen - den Elefanten hoch zu heben (worum es bei dem Bild geht, liest Du hier im Blogartikel).
Nichtsdestotrotz kann man sich bis zu einem bestimmten Grad bemühen, ein besseres Ergebnis zu erzielen. Wertfreies Kommunizieren ist zumindest ein Versuch, d.h. alles ohne Wertungen an die Kindsmutter heranzutragen. Fast als würde man einen Businesstermin vereinbaren.
Je nach Beziehung zur Kindsmutter kann es Sinn machen, sein Handeln zu erläutern. Wenn dann auch noch ein Minivorteil für die Ex mit rausspringt, kann es funktionieren.
Bei manchen Exen läuft man da aber auch vor die sprichwörtliche Wand. Auch wir hatten Zeiten, wo wir es lieber nicht erwähnt haben, dass es am Wochenende zum Kurztrip nach München geht, weil wir befürchten mussten, dass sie irgendein Dram kreiiert, wenn sie weiß, dass wir unterwegs sind. Das ist aber Gott-sei-dank (5 Jahre später) nicht mehr so.
Wenn also alles gut reden, nicht hilft, gilt es für einen selber eine Lösung zu finden. Hier wünschten sich viele Bonusmamas mehr Gelassenheit und ein Schüppchen Ignoranz über so manche Unverschämtheit der Ex.
Gerade, wenn die Ex den Kindsvater schlecht macht, wünscht man sich, dass der Vater so Vater sein kann, wie er es ausfüllen möchte. Auch wenn die Ex die Zeit mit den Kindern verplant, gilt es Grenzen zu setzen.
Manche wünschen sich mehr Einsatz der Kindsmutter und nicht, dass sie darauf wartet, dass jemand etwas erledigt. Oder wie sagte eine Bonusmutter: „Sie soll sich mehr um die Kinder bemühen, anstatt sich nach Jahren immer noch um uns.“
In diesem Sinne – atmet tief durch und versucht nicht über den Irrsinn, den man manchmal erlebt, nicht selber verrückt zu werden. Die gute Nachricht ist, dass die Kinder älter werden und es immer weniger abzustimmen gibt. Bis dahin: haltet die Ohren steif!
Wie ist es bei Dir? Wie gehst Du mit den Nachrichten der Ex um? Easy peasy oder heavy trouble? Hast Du Tipps, wie man Dinge in der Kommunikation verändern kann?
Was hat vielleicht bei Euch geholfen?
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